Ein Beispielfall: Eugen Richter. Gegner der "sozialistischen Agitation", aber auch der Beschneidung ihrer politischen Rechte durch Gesetze.
Er trat entschieden für den Fortschrittsgedanken und den Freihandel ein, der die Gründerjahre beflügelte und war ein scharfer Gegner der Sozialisten (deren Freiheitsrecht er jedoch gegen die Sozialistengesetze Bismarcks verteidigte). Frühzeitig warnte er vor Flottenträumen und Kolonialabenteuern und bekämpfte den preußischen Obrigkeitsstaat. Er war weltoffen, jedoch ein Erbsenzähler, wenn es um das Steuergeld der Bürger ging. Bismarck ärgerte sich über den liberalen Oppositionsführers mehr als über Bebel.
Aus heutiger Sicht verblüfft die Weitsicht des westfälischen Reichtstagsabgeordneten der frühzeitig die Gefahr der aufkommenden Antisemitismus erkannte. Unter den Nationalliberalen (der Konkurrenz zu Richters Fortschrittspartei) schwoll das anti-jüdische Ressentiment damals immer stärker an. "Die antisemitische Bewegung," hielt Richter dagegen, "erscheint bei weitem verwerflicher als die sozialistische Agitation. Sie richtet sich nicht bloß gegen äußere Besitzverhältnisse, sondern gegen die Menschen an sich und ihre Abstammung."
Die Welt, 24. 03. 2006, vollständiger Artikel unter http://www.maxeiner-miersch.de/standp2006-03-24a.htm
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Freitag, 22. Juni 2007
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